Die siebente, völlig neu konzipierte Auflage erschien ab 1888 bei Spemann. Im Jahr 1890 (ab Band 5) ging das Werk an die Union Deutsche Verlagsgesellschaft über (dieser 1890 neugegründete Verlag entstand aus der Fusion des Spemann-Verlages, dem Verlag der Druckerei der Gebrüder Kröner & dem Verlag Hermann Schönlein). Erschienen sind 12 Bände A-Z, Herausgegeber war Joseph Kürschner.
Bei Spemann hatte eben dieser Joseph Kürschner gerade sein "Taschen-Konversations-Lexikon" herausgegeben & so bot sich hier eine einmalige & scheinbar hervorragende Konstellation: Eine große & bekannte Enzyklopädie, ein risikofreudiger & mutiger Verleger sowie ein talentierter & fleißiger Redakteur. In dieser Verbindung sollte das Pierer-Lexikon zu einem neuen Höhepunkt gebracht werden.
Die Bände enthalten zwischen 1.536 & 1.680 Spalten, insgesamt mehr als 19.200 Spalten. Mit Karten, schwarz-/weißen & farbigen Illustrationsbeilagen.
Ein Novum in der Lexikongeschichte ist das - neben den klassischen Lexikoneinträgen - enthaltene Zwölfsprachenlexikon.
Dieses zwölfsprachige Wörterbuch ist nach Prof. Joseph Kürschners System konzipiert, welcher hoffte, mit dem Werk eine ganze Bibliothek zu ersetzten. Zwei tote & zehn lebendige Sprachen (Böhmisch, Deutsch, Englisch, Russisch, Schwedisch, Spanisch, Französisch, Griechisch, Holländisch, Italienisch, Lateinisch, Ungarisch) sind im Text sowohl in Deutsch als auch in der Fremdsprache in eigenen Stichworten übersetzt. Die fremdsprachig-deutsche Übersetzung ist in einer eigenen Spalte links (auf der linken Buchseite) bzw. rechts (auf der rechten Buchseite) zu finden. Siehe Abbildungen 5-7 in der Galerie.
Durch die Verwendung mehrerer Schriftarten, welche sich deutlich voneinander abheben, ist dieses Nachschlagewerk ein Musterbeispiel an Übersichtlichkeit. Entsprechend wurde es gewürdigt "... bemerkenswert ... Mischung aus Wörterbuch und Lexikon ... führt in abecelicher Folge zwischen Sach- und Personalartikeln einen fremdsprachlichen Wortschatz einschließlich der Übersetzung auf." (Peche, 464)
Der relativ geringe Umfang - die großen Lexikon-Ausgaben von Brockhaus & Meyers in dieser Zeit bereits in 16 bzw. 17 Bänden - scheint sich nach Ansicht der Lexikon-Historiker als Nachteil ausgewirkt zu haben. Denn auch wie bereits die vorangegangenen, teilweise sehr innovativen Pierer-Ausgaben (insbesondere die 1./2. & 4.Auflage hinsichtlich Benutzerhinweise, Stichwortselektion etc.), konnte sich auch diese Ausgabe nicht gegen die großen Konkurrenten behaupten. Bereits am Anfang des Jahres 1895 wurde die siebte Auflage aus dem Handel genommen & 1896 zu ermäßigtem Preis verschleudert. Dem Verlag Spemann war es nicht gelungen, dieses neuartige, seinem Inhalt & Aufbau nach einmalige Werk auf dem Büchermarkt durchzusetzen. Teure Verlagsrechte, ein überdurchschnittliches Honorar an Kürschner & aufwändige Satz- und Druckkosten bedeuteten das Ende eines einzigartigen Unternehmens in der Geschichte der deutschen Lexikographie.
Somit blieb diese 7. Auflage des Pierers die letzte Ausgabe dieses bedeutenden deutschen Allgemeinlexikons, welches sich maßgeblich für die Entwicklung der heute geläufigen Form von Nachschlagwerken verantwortlich zeichnet. Und völlig zu Unrecht heute weitestgehend vergessen ist.