Im Februar 2008 überraschte der Verlag die Allgemeinheit (Insider nicht) mit seiner Ankündigung, daß die 21.Auflage voraussichtlich auch die letzte auf Papier gedruckte große Enzyklopädie von Brockhaus sein wird, da der Verkauf dieser Auflage bisher nicht in der erhofften (und kostendeckenden) Größenordnung verlief & damit einhergehend entsprechend hohe Verluste entstanden seien. Genannt werden hier erhoffte / benötigte Verkaufszahlen von 20.000 Exemplaren der Brockhaus Enzyklopädie.
Allein diese Zahl - welche zum Zeitpunkt der Mitteilung (sofern die Aussagen stimmen) noch nicht einmal verkauft waren - zeigt die Entwicklung bei der Nachfrage nach der gedruckten großen Enzyklopädie. Nach unserem Kenntnisstand konnten von der nur knapp 20 Jahre (Druckbeginn 1986) zurückliegenden 19. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie noch fast 200.000 Exemplare in den verschiedenen Ausführungen abgesetzt werden.
Und so teilt der Verlag in seiner Mitteilung nicht sonderlich überraschend mit, daß es Zeit für eine strategische Neuausrichtung sei: Nachdem sich Brockhaus dem Medium lange mehr oder weniger verschlossen hatte, soll nun der Schwerpunkt auf den Online-Markt - mittels eines ab April 2008 startenden, werbefinanzierten Online-Portales ("Brockhaus Online") - gelegt werden.
Die klug kalkulierte Pressemitteilung sorgte zunächst vermutlich für den gewünschten Absatzschub der sich bis dahin schlecht verkaufenden Enzyklopädie & gleichzeitig wurde dann bereits wieder etwas relativiert, mit der Aussage, daß Brockhaus "auch künftig für alle Trägermedien – vom Buch bis hin zu mobilen Anwendungen aller Art – anbieten" (Quelle: Pressemittelung vom BIFAB) wird. Was nicht anderes bedeutet, als daß auch zukünftig der Buchmarkt von Brockhaus bedient wird & selbst eine weitere große Enzyklopädie (in Nummerik dann die 22. Auflage) nicht auszuschließen ist.
Arvato / Bertelsmann übernimmt die Marke Brockhaus
Wie es scheint, rückt das Ende der Traditions-Marke Brockhaus (in Umfragen Bekanntheitsgrad von 93%) nun doch näher. Zum Jahreswechsel 2008/2009 wurde öffentlich, daß das Bibliographische Institut die Marke Brockhaus mit sämtlichen Inhalten (auch mit dem Onlineangebot von Meyers online) an die Bertelsmann-Dienstleistungstochter Arvato Wissenmedia GmbH (inmedia one) verkauft. Nach Aussagen des Bibliographischen Institutes trage man damit den Entwicklungen der vergangenen Jahre & dem starken Rückgang des klassischen Lexikongeschäftes Rechnung (Verluste in Millionenhöhe). Und man wolle sich zukünftig auf Geschäftsfelder unter der Marke Duden & auf das Kalendergeschäft konzentrieren. Neben der Auflösung des Geschäftsfeldes "Lexikalisches Nachschlagen" wird im Zuge dessen auch der Standort Leipzig mit 60 Mitarbeitern geschlossen & es dürfte damit auch die Umsetzung des Online-Portales ("Brockhaus Online") gestorben sein.
Was zunächst wie eine alltägliche Nachricht aus dem Wirtschaftsteil klingt, hat - neben dem Schicksal der betroffenen Mitarbeiter - weit gravierendere Folgen: Sollte dieser Verkauf nicht noch am Kartellamt scheitern, gibt es nun mit Bertelsmann nur noch einen dominierenden Lexikonanbieter in Deutschland. Oder drastischer formuliert: 200 Jahre Deutscher Kultur- & Lexikongeschichte gehen quasi zu Ende (daran ändert auch nichts, daß Bertelsmann sicher klug genug sein wird, die Bücher weiterhin unter der bestens bekannten Marke Brockhaus zu vertreiben).
Bertelsmann stellt Lexikongeschäft ein
Bertelsmann teilte am 11.06.2013 mit, daß das Unternehmen seine Lexikonsparte aufgeben werde, da das Geschäft nicht zum wirtschafltlichen Überleben ausreiche. Zunächst soll der Direktvertrieb (inmediaOne), über welchen bisher überwiegend das Lexikongeschäft ablief, bis Mitte 2014 schrittweise eingestellt werden. Damit steht auch die Traditionsmarke "Brockhaus" vor dem Aus. Laut dem Pressesprecher des Unternehmens sei es jedoch denkbar "eine Lizenz zu vergeben. "Denn Brockhaus ist eine gute Marke."
Als Spezialist für derartige Bücher sind wir in diesem Zusammenhang von der dpa nach unserer Einschätzung gefragt wurden & haben bei der Erstellung des Presseartikels zu diesem Thema unterstützt; Auszüge hiervon können Sie in vielen, auf der dpa-Veröffentlichung basierenden Artikeln in den Online- & Printmedien nachlesen, etwa in der Sächsischen Zeitung Online vom 12.06.2013
Im Wesentlichen finden Sie die dortigen Aussagen bereits hier auf unseren Informationsseiten zur Brockhaus Verlagshistorie.
Endgültige Einstellung / keine Bücher mehr beziehbar
Im Februar 2014 wurde das Buchhandelsgeschäft bei Wissenmedia (mit den Marken Brockhaus, Bertelsmann etc.) final eingestellt. Das immer im Frühjahr erscheinende Brockhaus Jahrbuch 2013 bzw. der Jahrgangsband 2013 zur Brockhaus Chronik des Jahrhunderts sind jedoch noch erschienen & wurden an die Abonnenten ausgeliefert.
Alle bei uns noch verfügbaren verlagsfrischen Ausgaben, welche bis zur Einstellung des Lexikongeschäftes in 2014 beim Verlag erhältlich waren, finden Sie gebündelt auf dieser Seite: Die letzten Brockhaus Ausgaben - Neu & Verlagsfrisch.
Mitte August 2014 teilte Bertelsmann dann mit, daß auch alle Exemplare der Brockhaus Enzyklopädie in der 21.Auflage - welche neben dem Direktvertrieb auch über den Buchhandel abgesetzt wurde - abverkauft sind.
Somit endet hier nach 218 Jahren & insgesamt 21 (großen) Ausgaben die Geschichte des Brockhaus Lexikons. Und - nachdem alle anderen bedeutenden Herausgeber (v.a. Meyers Lexikon vom Bibliographischen Institut, Pierer, Herder) aus den verschiedensten Gründen im Laufe der Zeit bereits vorher aus dem Lexikongeschäft ausgeschieden sind - endet an dieser Stelle vorläufig oder für immer die 300-jährige Geschichte des deutschsprachigen (Allgemein)-Lexikons in Buchform.